Mittelbayerische Zeitung, 24.10.2006


Der Widerstand gegen den Bau der Regenbrücke formiert sich

Volles Haus bei Bürgergespräch / „Erheben Sie Einwendungen!“

VON HANS SCHERRER, MZ

STADTNORDEN. Der Widerstand gegen den Bau einer Sallerner Regenbrücke formiert sich. Um die Kräfte zu bündeln, hatte eine Bürgerinitiative zu einem Bürgergespräch in den Spitalkeller gela­den. Unterstützt wird die BI von den Grünen, der ödp, dem Bund Naturschutz, den Freien Wählern und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD).

  Er habe befürchtet, „dass wir mit maximal zehn Zuhörern hier im Gasthaus sitzen“, sagte eingangs Werner Mayer als einer der Initiatoren der Veranstaltung und freute sich über ein übervolles Haus. In der Tat war der Veranstaltungsraum bis auf den letzten Platz besetzt, selbst auf dem Flur drängten sich noch Interessierte. Im Jahre 1977, so erinnerte Mayer, sei der Lappersdorfer Kreisel fertig ge­stellt worden — gegen massive Beden­ken aus den Reihen der Bevölkerung. Heute würden selbst Verkehrsexper­ten dieses Bauwerk als „eine der größ­ten Planungssünden“ bezeichnen. „Und nun will man uns die Sallerner Regenbrücke, deren Planungen in das Jahr 1963 zurückreichen, als aktuelle Planung verkaufen.“

  Die Brücke sei nun vierspurig ge­plant mit einer großen Abfolge von Ampeln, stellte Christian Hammer vom VCD dar. Und da auch der Lap­persdorfer Kreisel am Ende seine Leistungsfähigkeit angelangt sei, wol­le man auch diesen Kreisel umbauen und ertüchtigen. „Das bedeutet, dass die B 16 senkrecht auf die Sallerner Regenbrücke stoßen würde“. Und weil nicht nur die Brücke, sondern auch die Nordgaustraße ausgebaut würde, käme es zu erheblichen Überschreitungen der Lärmschutzgrenze. Überdies dürfe man bezweifeln, ob es bei den prognostizierten 25 000 Fahr­zeugen pro Tag auf der Brücke blei­ben werde.

  Weder würden die Stadtteile Steinweg und Reinhausen durch den Bau der Brücke entlastet noch komme es zu einer Verkehrsentlastung in der Amberger Straße. Stattdessen sei mit einer deutlichen Erhöhung von Schadstoffen wie Feinstaub, Stickoxid und Kohlenmonoxid zu rechnen. „Im Gegensatz zur Stadt sind wir durch­aus der Überzeugung, dass die Erwei­terung der Osttangente eine Alternati­ve zur Sallerner Regenbrücke ist. Auch schließt sich der VCD nicht der Auffassung der Stadtverwaltung an, wonach die Zunahme des Verkehrs den Bau der Brücke erforderlich ma­chen. „Im Gegenteil“, so Hammer. „Ziel muss es sein, den Verkehr zu verlagern, auf den ÖPNV, die Bahn und das Fahrrad.“ Deshalb fordert der VCD den Ausbau des ÖPNV, den Bau einer regionalen Stadtbahn, den Ausbau des Park&Ride-Systems sowie die Verlagerung des Schwerlastver­kehrs auf die Schiene.

  „Das Projekt Sallerner Regenbrü­cke läuft nicht so, wie es sich die Stadtratsmehrheit vorstellt“, bemerk­te Jürgen Mistol, Fraktionsvorsitzen­der der Bündnisgrünen im Stadtrat, „denn es

„Mit dem Bau der Sallerner Regenbrücke würde ein wichtiges Naherholungsgebiet im Stadtnorden durchschnitten.“
Jürgen Mistol, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen
zeichnet sich eine immer größer werdende Gegnerschaft in der Bevölkerung ab.“ Die Folgen eines solchen Bauwerkes seien beim derzei­tigen Planungsstand noch gar nicht voll absehbar. Grundsätzlich aber könne man feststellen: „Mit dem Bau der Sallerner Regenbrücke würde ein wichtiges Naherholungsgebiet im Stadtnorden durchschnitten, das durch den Lappersdorfer Kreisel oh­nehin schon deutlich beeinträchtigt ist.“ Des weiteren würde dadurch der Individualverkehr sehr einseitig geför­dert; „die derzeitigen Planungen sind nicht Stadtbahn-tauglich.“ Überdies würden dann die Finanzmittel für an­dere Projekte wie z. B. die Förderung des ÖPNV und der Stadtbahn fehlen.

  Und wie immer gebe es bei jeder Veränderung Gewinner und Verlierer, so Mistol weiter. „Die Anlieger an der Ostseite der Amberger Straße wären Gewinner, weil der Verkehrslärm auf die Westseite der Straße verlagert würde. Oder anders ausgedrückt: Bei den Westanliegern wandert der Lärm vom Wohnzimmer ins Schlafzim­mer!“ Und nicht zuletzt würde auch die Frischluftschneide Regental durch den Bau der Brücke beeinträchtigt. Die sei umso beachtenswerter vor dem Hintergrund, dass in Regensburg die Grenzwerte für Feinstaub heuer schon zum 48. Mal überschritten wor­den sind (erlaubt sind maximal 35 Mal) „und das Jahr ist noch nicht zu Ende.“

  Seit der Wende im Jahr 1990 neh­me der Verkehr auf der A 93 stetig zu, bemerkte Stadtrat Günther Riepl (FW) und fügte an, dass die Planung der Sallerner Regenbrücke nun 30 Jahre alt sei. „Derart anachronistische Planungen heute umsetzen zu wollen ist für mich sträflich“, sagte Riepl.

  „Ich kann nur dringend empfehlen: Schließen Sie sich unserer Bürgerini­tiative für die Fortsetzung der Osttan­gente an“, appellierte Helmut Wil­helm vom Forum Regensburg, „denn die Osttangente entlastet die Amber­ger Straße.

  Er könne diese Pläne nicht unter­stützten, entgegnete der Zeitlarner Bürgermeister Fritz Meng. Denn die geplante Trasse führe durch drei Neu­baugebiete seiner Gemeinde. „Die Bürger dort haben die Baugrundstü­cke gekauft, um weg zu kommen von der B 16 und der Bahnlinie und jetzt sollen wir mit der Osttangente von hinten kommen?“ Überdies bringe ei­ne Verkehrsentlastung von 15 000 auf 12 000 Fahrzeuge pro Tag den Zeitlar­ner Bürger nichts; das falle einfach nicht ins Gewicht.

  „Was können wir unternehmen, um den Bau der Sallerner Regenbrücke zu verhindern?“, fragte ein Bürger, und die Antwort gab Karin Piller von der Bürgerinitiative. Man solle — auf Empfehlung eines Rechtsanwalts hin — Einwendungen erheben. Piller: „Wir sind bereit, bei den Formulierungen zu helfen.“ So könne man die Stadt­verwaltung lahm legen. „Denn die Stadtverwaltung ist verpflichtet, jede einzelne Einwendung zu bearbeiten.“


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